7 Tage Malta - September 2002



Nur 100 km südlich von Sizilien und 300 km östlich von Tunesien liegt Malta. Zugleich Staat und Inselgruppe, bestehend aus den Inseln Malta, Gozo, Comino und Cominotto. Das Archipel hat insgesamt keine 400km². Durch seine strategisch interessante Lage lockte Malta Phönizier, Römer, Byzantiner, Araber und Normannen an, die ihre Spuren hinterließen. Trotzdem konnte sich die kleine Inselgruppe ihre eigene Kultur und Unabhängigkeit erhalten.

Bei einem Besuch im Sommer entsteht schon beim Anflug auf den einzigen öffentlichen Flughafen Luqa der Eindruck einer reinen Steinwüste, die nur von braunen Feldern unterbrochen wird.

Aber wer nach Malta reist, möchte auch nicht ins Grüne, sondern Tempelanlagen, Barockpaläste, Kuppelkirchen und eine Hauptstadt, die komplett unter Denkmalschutz steht, bestaunen.

Unser erster Ausflug führt uns nach Paola, um dort im Hypogäum die Eintrittskarte zu reservieren; wir haben Glück und können Karten ergattern, die 6 Stunden vor unserem Abflug liegen. Mit ein bißchen Organisation paßt es also genau. Das Hypogäum läßt zur Zeit nur achtmal am Tag jeweils zehn Personen in die unterirdische Grabhöhle, da die Luftfeuchtigkeit sonst durch den Menschen zu hoch wird.

Die ersten alten Steine, die wir dann wirklich zu Gesicht bekommen, sind die im Tempel von Tarxien, in der Nähe von Paolo. Diese dreiteilige Tempelanlage (3000...2500 v.Chr.) wurde erst 1916 entdeckt und konnte daher schon mit moderner Technik freigelegt werden.
Auf dem Bild ist die Beinpartie einer Kolossalfigur zu sehen, der Magna Mater im Südteil des Tempels. Der Magna Mater wurden in den Sakralräumen Trankopfer, Gäropfer und Tieropfer dargebracht.

Der nächste Ausflug führt entlang der Südostküste und läßt uns in Marsaxlokk stoppen, einem echten Fischerdorf und wir müssen auch beim Parken aufpassen, daß wir nicht über das Netz fahren, das Fischer dort aufrollen.
Im Hafen liegen dicht an dicht die bunten Luzzu-Boote, die auch heute noch nach alter Tradition lackiert werden und einem freundlich anschauen. Auf dem Markt, den wir kurz durchbummeln, müssen wir feststellen, daß sie die gleichen Handtücher haben, die wir morgens in Bugibba gekauft haben, nur bekommt man auf dem Markt drei zum Preis von einem. Wir nehmen das als Zeichen, daß sich nicht allzu viele Touristen in diese Ecke verlaufen.

Anschließend sind wir weiter zum südlichsten Zipfel, zur Höhle Ghar Hasan, in die sich der Legende nach der Sarazen Hasan mit seiner Geliebten zurückzog. Wir waren nicht in der Höhle, sondern haben den Ausblick etwas 10m entfernt an der frischen Luft genossen.

Auf diese Weise konnten wir uns auch noch das Trinkgeld zum Leihen der Taschenlampe sparen, die Leihgebühr beträgt "Give as much as you like..."
Die Bilder links zeigen den Blick auf den südlichen Zipfel und die blühenden Disteln, die einzigen Pflanzen, die auf dem Stein zu wachsen scheinen.

Der nächste Ausflug führt zur alten Hauptstadt: Mdina (u.l.). Im Gegensatz zu Valletta nicht am Reizbrett geplant, mit vielen kleinen Gassen und mit dem Charme einer alten Ritterstadt. Die schmalen Gassen machen es möglich, daß man Mdina auch zur Mittagszeit besichtigen kann, da alle Straßen im Häuserschatten liegen.

Die Stadt betreten wir nach alter Tradition durch das Haupttor (u.m.). Während man durch die Stadt bummelt, sollte man auf die Türklopfer achten, von denen es noch skurrilste Sorten gibt, die meisten von ihnen sogar noch in Funktion.

In der frühbarocken St. Peter and Paul Cathedrale gefielen uns vor allem die Grabplatten im Steinmosaik(u.r.).


Der Selmun Palace. Ihn haben wir nicht besichtigt, was an einem vertrauten Phänomen lag: er war zu nah (welcher Kölner war schon auf dem Dom?). Wir haben ihm Grand Hotel Mercure Selmun Palace gewohnt und hatten nach einer Reklamation auch das Glück auf der leisen, naturbelassenen Seite zu wohnen. Unser erstes Zimmer zeigte zum Pool, so daß wir abends überreichlich von der lauten, zweitklassigen Animation hatten. Bei der Animation, die uns dann interessiert hätte - Bogenschießen - war von dem Eifer, den sie Abends an den Tag legten, aber leider nichts mehr zu merken. Auf jeden Fall weiß ich nach einer Woche Pauschalhotel wieder, warum wir das sonst nicht so machen.

Mosta in der Mitte der Insel ist eine der größten Städte, hat aber die schmalsten Straßen und den heftigsten Busverkehr. Die Stadt hat ihre Berühmtheit in er erste Linie durch Pfarrkirche Rotunda Santa Marija Assunta, die für das Wunder von Mosta verantwortlich ist: eine im zweiten Weltkrieg abgeworfene Bombe durchschlägt die Kuppel, detoniet aber nicht in der Kirche, in der viele Schutz suchten. Auch heute noch ist die Bombe im Andenkenladen der Kirche zu bewundern

Ein weiterer Grund für die Berühmtheit der Kirche ist die Kuppel mit einem Durchmesser von 50 m und einer Höhe von 60m. Vergleicht man nur diese Stichmaße ist nur die Kuppel des Petersdom in Rom und die der St. Paul's Kirche in London größer.
Die Kirche wurde alleine mit Mitteln der Stadt gebaut, da der Bischof seine Unterstützung verweigert, weil es sich nicht um einen Bau in der klassischen Kreuzform handelte. Der Eifer der Bewohner rührte daher, daß sie sich nach Valletta und Mdina zurückgesetzt fühlten und mit ihrer Kirche imponieren wollten.

Die nächste Tour führt uns in den Süden der Insel. Nach endlosem Hin-und Herfahren beschließen wir diese Felsklippen für die Dingle Cliffs zu halten. Wir hatten etwas imposanteres erwartet, aber die versprochenen 250m sind es zweifellos. Auch die Madalena Kapelle finden wir später, auch wenn sie mich ehr an eine Alphütte erinnert.
Unsere anschließende Suche nach der Clapham Junction verläuft ähnlich erfolglos.

Auch eifrigstes Verfolgen der Wegweiser führt uns nur immer wieder in den Garten eines Privathauses und das Wetter läßt kein großräumiges Erkunden zu, wenn man nicht gebraten werden möchte. Die Clapham Junction hätte uns die geheimnisvollen Schleifspuren zeigen sollen, die es an mehreren Stelle auf Malta gibt. Man vermutet, daß es sich um Waagenspuren handelt, da immer zwei Spuren im Abstand von einem Meter zu finden sind. Den Namen Clapham Junction vergaben die Briten, die sich an Londoner Bahnhöfe erinnert fühlten.
Zum Trost machen wir uns auf zu dem einzigen Wald auf Malta, einem im 18. Jahrhundert künstlich angelegten Wäldchen, das den französischen Stil verkörpern sollte. Heute findet man nur noch einen sehr ungepflegten Wald vor, in dem sich Zitrusbäume langsam gegen Kiefern und Eichen durchsetzen. Aber am wichtigsten ist eh der auf Malta so seltene Schatten.

Auf unserem Weg durch den Süden sehen wir immer wieder Grundstücke, die von meinen heißgeliebten Kaktusfeigen als natürlicher Stacheldraht eingezäumt sind oder die hohe Mauern aus den auf Malta hergestellten Kalksteinen haben.

Hagar Qim oder auch die stehenden oder betenden Steine wurden im 17. Jahrhundert erstmals erwähnt. Diese Tempelanlange (u.l.) ist mit seinen sechs Ovalen die größte Anlage und wurde aus weichem Globigerinenkalkstein gebaut, der vor Ort vorhanden ist, so daß keine Transport nötig war, der größte Megalith wiegt immerhin mehr als 50 Tonnen.


Das Bild oben in der Mitte zeigt den in der Mittagshitze schier unendlichen Weg zu Mnajdra. Die Archäologen streiten über den möglichen Einfluß von astronomischen Kenntnissen. Zur Sommer- und zur Wintersonnenwende sollen die Sonnenstrahlen bestimmte Positionen auf der rechten bzw. der linken Platte eingenommen haben. Wenn dieses astronomische Wissen aber angenommen wird, hatten die Malteser mit etwa 700 Jahren Vorsprung das erste steinzeitliche Observatorium. Das wäre dann weit vor den Franzosen und Briten gewesen. Eins der Tore ist oben auf dem linken Bild zu sehen, eine Opferstelle auf dem Bild rechts.

Dies sind die Bilder von dem geschmückten L'Isla, eine der drei Städte (The Three Cities) gegenüber von Valletta. Am Tag zuvor wurden die Städte so herausgeputzt, um den Victory Day am 8. September zu feiern. Wir haben es leider geschafft, den Abend der Feier zu verpassen, obwohl wir wußten, daß am nächsten Tag die zugehörige Regatte ab Valletta startet. Dem Müll nach, der noch rumlag, müssen sie ordentlich gefeiert haben.

Von den drei Städten aus, hier der Blick auf Valletta, konnten wir auch endlich feststellen, woher die Kanonenschüsse kommen, die uns zunächst beunruhigen, später nur noch verwundern. Jede volle Stunde werden auf Fort St. Angelo auf der mittleren der drei Städte, Birgu, mehrere Salutschüsse abgefeuert - ein Höllenlärm und eine beachtliche Rauchentwicklung, aber die Einheimischen scheinen es zu mögen.

Der Garten selbst ist es sicherlich nicht, der uns in den Barracca Garden in Valletta lockt, aber der Blick über der Hafen lohnt sich umso mehr. Außerdem amüsiert es uns, daß an dieser Stelle einst Gegner der Steuererhöhung gestellt und hingerichtet wurden.
Auf der Suche nach einem Parkplatz in Valletta begegnet uns dann auch wieder "Give as much as you like...". Einheimische in ausgedachten Uniformen geben sich alle Mühe wie offizielle Parkwächter auszusehen und ein Trinkgeld abzustauben, indem sie einem beim Einparken im Weg stehen, ach nein mit vielen Gesten beim Rangieren behilflich sind...

Die teilweise überbreiten Fußgängerzonen und anderenorts schmalen Gassen laden hervorragend zum Bummeln ein. Immer wieder hat man auf beiden Seiten der Insel wunderschöne Ausblicke auf den Hafen und die Forts. Daß diese Stadt am Reißbrett geplant wurde, merkt man, wenn man selbst hindurchgeht geht, in keiner Weise, auch wenn ein Blick auf den Stadtplan es deutlich zeigt.
Überall stehen Pferde mit traditionellen Wagen, die auf fußfaule Touristen warten, um sie bevorzugt vom Lower Barracca Garden zum Upper Barracca Garden zu transportieren.
Für uns gibt es zur Belohnung des Fußwegs eins von vielen, vielen Kinnies. Das eigentliche Nationalgetränk auf Malta: die einheimischen Bitterorangen, Gewürze und Kohlensäure. Banausen behaupten, daß es wie der österreichische Almdudler schmeckt, aber das stimmt nun überhaupt nicht, es ist einfach besser.

Das Highlight auf unserem Spaziergang ist Fort St. Elmo. Bis zur Unabhängigkeit wurde das Fort von den Briten genutzt, heute ist es Hauptquartier und Schule der Malta Armed Forces, so daß man es nur an Wochenenden besichtigen kann. Hier der Blick auf einen vollkommen verwahrlosten Teil, von dem wir allerdings vermuten, daß dort die Polizeischüler wohnen.
Am ersten und dritten Sonntags des Monats wird der Wachwechsel im englischen Stil vorgeführt, aber wir sind am dritten Sonntag des Monats da.

Ein Tag gehört natürlich Gozo, dem Lieferant landwirtschaftlicher Güter für das ganze Archipel, auch wenn man davon Anfang Oktober nichts merkt, auf Malta ist es nur im Frühjahr und im späten Herbst grün.

Heute wird Gozo auch als schwimmendes Altenheim bezeichnet, da von 28.000 Einwohner etwa 9000 Rentner auf Gozo leben. Viele von ihnen verlagern den Wohnsitz erst im Alter auf die ruhigere Insel.

Die Hauptstadt Rabat wird von der imposanten Citadel überragt, von der man einen Blick fast über die ganze Insel hat.

Im Schutz der Citadel befindet sich die Kattidral Santa Marija, deren Kuppel nicht gebaut, sondern nur gemalt wurde. Der Bischof hatte wohl einen Igel in der Tasche und hat sein Geld lieber in den Kirchenbau auf der Hauptinsel investiert. Auch in dieser Kirche gibt es auf dem Boden wieder Grabplatten, so daß man sich kaum traut darüber zu gehen. In allen maltesischen Kirchen wird erwartet, daß man als Frau die Schultern bedeckt. Männerschultern und Hotpants bei Frauen hingegen scheinen okay zu sein. Erinnert mich ein bißchen an alte Ägyptische Kulturen, die nur die Schultern erotisch fanden.

Der wunderschöne Blick auf die Küste bei Xlendi mag erklären, warum sich Gozo so großer touristischer Beliebtheit erfreut. Dies ist allerdings erst so, seit ein Hubschrauber uns verwöhnte Touristen nach Gozo schafft. Dies sorgt zwar dafür, daß neue modernere Jobs entstehen, aber andererseits versiegelt es wertvollen Ackerboden und Hubschrauber gehören zu den Spritfressern Nummer eins.

Für die Einheimischen ist dieser Art des Transports zudem noch viel zu teuer, sie haben weiterhin einen Arbeitsweg von mehreren Stunden, wenn sie auf der Hauptinsel ihrem Beruf nachgehen.

Im Westen der Insel tummeln sich die Tauchsportler am Azure Window, ein Durchbruch im Fels, an dessen Wänden Blaualgen wachsen, so daß die Wände beim richtigen Sonnenstand Azurblau leuchten. Obwohl es schon lange die Befürchtung gibt, daß die Brücke einstürzt, hält dies kaum jemanden davon, sie zu betreten - und sie sieht auch durchaus stabil aus.
Besonders spannend fand ich an die Küste die Kraterlandschaften, in denen sich durch den unterschiedlichen Wasserstand Salzkrusten und -seen gebildet haben.
Dieses Bild hätte nach unserer Vorstellung grün sein müssen. Wenn man davor steht, sind die Abgrenzungen der einzelnen Felder zu sehen, die vor Erosion schützen sollen, und es will einem gar nicht in den Kopf, daß diese im September so braunen Felder in Herbst, Winter und Frühling einen Großteil des maltesischen Ackerbaus ausmachen.
Die Bewässerung ist ähnlich wie in Israel künstlich und geht direkt an die Wurzeln der Pflanzen.

Dieser Globigerinenfels wurde an der Xwiena Bay von der Brandung in die Form einer Welle gebracht und ist sehr hübsch anzusehen. Diese Felsart ist es auch, aus der fast alle maltesischen Häuser gebaut werden. Die Bergwerke mit ihren riesigen Kraten sind über die ganze Insel gestreut. Heute müssen neugierige Touristinnen auf hohe Mauern klettern, um einen Blick darauf zu erhaschen. Diese Mauern hat man gebaut, da es früher wegen ebenso neugierigen Touristen schwere Unfälle gab, da sie in die bis zu 50 m tiefen Schluchten stürzten. Heute kommt die Höhe der Mauer hinzu...

Wieder zurück auf Malta fehlt am letzten Tag natürlich noch der für uns obligatorische Friedhofsbesuch.

Wir wählen den einzigen Friedhof aus, der uns in der Woche aufgefallen ist, einen relativ großen in der Nähe von Paola. Dieser Friedhof kann allerdings in keiner Weise mit den sonst sehr schönen südlichen katholischen Friedhöfen mithalten. Schon nach kurzer Zeit fallen uns die wiederkehrenden Grabskulpturen in verscheiden Größen auf und nicht nur das Schild "No Photographie", der rumliegende Müll und die fehlende Begrünung verwundern uns, es fehlt auch jede Art von Stimmung.

Ebenfalls am letzten Tag gibt es auch endlich das ultimativ leckere Essen: Pizza mit Spinat, Artischoken, Pepperoni und vor allem Knoblauch. Dabei fallen mir auch wieder "Spaghetti Rabbit" zu einem supergünstigen Preis ein: man erwartet das Traditionsgericht mit Kaninchenfleisch und bekommt Spaghetti mit Möhrensauce. Naja, originell war es ja.
Und so sieht die St. Pauls Bay mit vollem Magen aus.

Am Abreisetag noch die Kür: das Hypogäum von Hal Saflieni. Ein Herzstück der Höhle ist die schlafende Priesterin (hier ein geklautes Foto, das Original befindet sich nämlich im National Museum in Valletta).
Die Höhle wurde 1902 durch Zufall entdeckt und freigelegt, sie umfaßt insgesamt drei Etagen mit Eingangshalle, einer dekorierten Halle, dem Akustikraum und einer Orakelnische. Insgesamt also eine recht getreue Nachbildung der oberirdischen Tempel.

Das dritte Stockwerk, das über 10 m unter die Erdoberfläche reicht, betritt man über die seven steps, denen sich ein Kammersystem anschließt, das sicherlich als Lager genutzt wurde, um die Menschen das ganze Jahr über zu ernähren.

Und, ab in den Flieger.


Alle Fotos von VF

Und ansonsten:
Seite des maltesischen Fremdenverkehrsamts
Fotoreiseberichte.de - Malta
Malta, die Insel der Johanniter
Malta, Gozo und Comino von A - Z
© Silvana

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Oktober 2002