12 Tage Irland - September 2003



Irland, am westlichen Rand Europas und gut versteckt hinter Großbritannien fordert zunächst logistische Kleinarbeit, will man es mit dem eigenen Pkw bereisen.

Die Wahl fiel aus StenaLine mit ihrer Landbridge (Hook van Holland - Harwich, Durchrasen von Großbritannien, Holyhead - Dun Laoghaire). Auf dem Hinweg hat die freundliche Dame von StenaLine eine Verbindung verkauft, bei der 8 Stunden Zeit für die Durchquerung waren, das paßte also prima. Zurück waren es nur sechs Stunden und das reichte auch ohne Pinkelpause nur, um noch die Rücklichter der Fähre zu sehen...

Nach zwei Fährüberfahrten und der langen Fahrstrecke in Großbritannien hat man dann allerdings nur noch Lust auf ein ganz kleines Guinness. Die erste Station ist also ein Bett, es mag wohl in Dublin gewesen sein.

Am nächsten morgen geht es ausgeruht weiter, nein, nicht in die Stadt, lieber ins Grüne, also nach Süden in die Wicklow-Mountains mit Seen, Moor- und Heidelandschaften und frühchristliche Bauten.

In Glendalough, dem Tal der zwei Seen, gründete St. Kevin im 6. Jahrhundert ein Kloster, um sich dort in die Einsamkeit zurückzuziehen. St. Kevin werden wir immer wieder begegnen, er soll schon als Junge Wunder bewirkt haben, lie1&azlig; sich aber nur schwer bewegen, seine Studien zu Ende zu bringen, da er seine Zeit lieber in der freien Natur verbrachte.

Von der Klosteranlage kann man sich anhand der Ruinen noch ein gutes Bild machen, es existiert der Grundriß der Kathedrale, ein Rundturm, eine Kirche und St. Kevin's Church, auch St. Kevin's Kitchen genannt, wovon man sich anhand des Bildes leicht überzeugen kann.

Auch wenn man Killkenny im allgemeinem nur von dem leckeren Bierchen kennt, so gibt es dort doch ein Schloß zu besichtigen.


Killkenny Castle (links) wurde bis 1935 von den Besitzern bewohnt und dann 1967 für fünfzig britische Pfund an den Staat verlauft.

In Cashel stößt man auf den Rock auf Cashel, einen 61 m hohen Kalkfelsen, auf dem die Ruine der Cormac's Chapel thront (rechts).

Wir erreichen unser nächstes Zwischenziel: Mallow - eine rein strategische Wahl. Das Cortigan House ist in jeder Hinsicht sehr zu empfehlen.

Der erste Tagesausflug von Mallow führt uns zunächst nach Blarney und Blarney Castle. Das Schloß ist auch heute noch in Privatbesitz, die Besitzer wohnen in Blarney Castle House, welches nicht zu besichtigen ist. Der Garten ist wunderschön und lud zu Spaziergängen ein. Die größte Attraktion des Schlosses ist ein Stein, den man küssen kann, indem man sich rücklings über einen Abgrund legt. Durch diesen Kuß erhält man die Gabe der Beredsamkeit. Ein Polaroidfoto mit dem Schriftzug "I Kissed..." ist obligatorisch. Wir haben verzichtet...


Die Blarney Woollen Mills weckten erste Begehrlichkeiten in Richtung Wollprodukte, aber dazu später mehr.


Anschließend führt uns ein eheliches Mißverständnis zum Ring of Beara, der in erster Linie durch Fahrspaß pur besticht, schmale, holprige, kurvige, steile Straßen, ein echter Traum. Die 450m hohe Paßstrasse wurde während der großen Hungersnot als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme begonnen und erst hundert Jahre später (1931) vollendet.

Der nächste Tagesauflug führt uns zu unserem eigentlichen Ziel: dem Ring of Kerry. Am wichtigsten ist es, zu wissen, im welche Richtung die Reisebusse fahren, um dann die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen, da man auf den schmalen Straßen kaum überholen kann.

Der Ring of Kerry besticht durch seine unbegrenzten Ausblicke auf teilweise sehr wilde Natur, die schon an Mondlandschaften erinnert (Mitte).
In Sneem versteckt sich hinter dem Ortskern und der Kirche der Sculpture Park, ein kleiner angelegter Garten mit vielen unterschiedlichen Skulpturen (links).
Eins der schönsten Forts Irland befindet sich ebenfalls am Ring of Kerry: Das Staigue Stone Fort (rechts). Das Fort ist bis zu 5m hoch, 4 breit und man kann innen über Steinstufen der Wehrgang erklimmen.


Am nächsten Tag geht es weiter, zunächst durch ein wenig beeindruckendes Limerick und dann weiter zu den Cliffs of Moher. Diese Klippen sind mehr als 8km lang und ragen bis zu 200m aus dem Meer (für Irland eine beachtliche Höhe). Leider sind die Klippen von Busparkplätzen, Touristeninformationen, fliegenden Händlern und selbsternannten Künstlern, insbesondere Musikern, gesäumt. Wagt man sich aber erst einmal über die Absperrung hat man eine faire Chance einen fast ungestörten Blick zu ergattern.

Als Fans von Ruinen und Friedhöfen kommt man in Irland oft auf seine Kosten, meist findet sich sogar die Kombination aus beiden, da die Friedhöfe häufig direkt neben Kirchen zu finden sind. Dieser wunderschöne Friedhof mit der fast komplett mit Efeu bewucherten Kirche befindet sich in der Nähe von Galway.

Anschließend geht es weiter nach Westport, unserem nächsten Zwischenstop. Das Hotel der ersten Wahl war zunächst das Wyatt Hotel. Nachdem man uns dort in der ersten Nacht bis 3.00h morgens mit Diskomusik in einer Lautstärke beglückte, daß man sich nicht einmal unterhalten konnte, haben wir trotz eines 50%igen Nachlasses die Flucht ergriffen. Mit unserer zweiten Wahl, dem Knockranny House Hotel, waren wir dagegen sehr zufrieden.

Westport ist eine Stadt, die aus dem Reißbrett von dem Architekten James Wyatt geschaffen wurde. So führen alle größeren Straßen auf einen Platz, das Okatgon, auf dem seit 1990 ein Denkmal des St. Patrick steht. Zuvor thronte dort ein Banker, der zunächst enthauptet und dann ganz entfernt wurde.

An der Promenade des Flusses kann man nachts, wenn man Ruhe sucht, wunderbar spazieren gehen...

Kylemoore Abbey - eine Klosterschule für Benediktinerinnen, die eher aussieht wie ein Märchenschloß als wie eine Kloster. Gebaut wurde das gigantische Gebäude im 19. Jahrhundert von einem Kaufmann und seiner Gattin als privater Wohnsitz, und wurde als solcher auch bis zu ihrem Tode genutzt. 1920 übernahmen belgische Benediktinerinnen das Schloß.

Die komplette touristische Erschließung liegt in der Hand der Nonnen, so gibt es nicht nur ein Cafe und den üblichen touristischen Kitsch, sondern auch noch ein riesengroße Auswahl an kirchlichem Zubehör wie Kerzen, Schmuck, Kreuze,...


Ballintubber Abbey, in der Nähe von Castlebar, bietet eine faszinierende Atmosphäre. Keine Parkplätze für Reisebusse, statt dessen einen aktive Kirche, deren "Hinterhof" eine Ruine ist.

Die Abtei wurde im 13. Jahrhundert gegründet und ist eine der wenigen Kirchen, in denen immer (wenn auch geheim) die Messe gelesen wurde. Die Ruine ist der einstige Kreuzgang, die Schatzkammer und das Kapitelhaus.


Wir gönnen uns am frühen Morgen die Fahrt nach Achill Island, die nur durch eine Brücke mit der Halbinsel verbunden ist. Während dieser Fahrt verstehen wir endlich, warum alle Iren ständig vom Wetter reden.

Ich habe noch niemals zuvor einen doppelten, geschlossenen Regenbogen gesehen und war voll und ganz damit beschäftigt, die Goldtöpfchen einzusammeln. Wie man ja weiß, steht am Ende eines jeden Regenbogens ein Topf mit Gold.

Im Sommer ist diese Insel zweifellos überlaufen, da die Klippen immer wieder durch sandige Badebuchten unterbrochen werden. Auch Heinrich Böll und Graham Green wußten die Insel zu schätzen hatten dort ihre Ferienhäuser.

Es geht wieder weiter zum nächsten Zwischenziel: Nordirland. Unser Weg führt uns durch Carrowmore in der Nähe von Sligo. Dort befindet sich eins der größten steinzeitlichen Gräberfelder Irlands (links unten).

Mich hat an dieser Stelle der übermotivierte junge Geologiestudent in der Information am meisten beeindruckt.

Donegal Castle sah von außen so aus als sei es den Eintritt nicht wert, so daß es für uns zum Trost einen Kaffee und die Church of Ireland (rechts) gab.


Weiter geht es nach Nordirland, ich hatte mir eine Route überlegt, die nach der Grenze zunächst um Derry herumführt. Aber während ich noch auf die Grenze warte, scheinen wir bereits in Derry zu sein... Wenn man den Grenzstein kennt, sieht man ihn auch, aber wir hatten eine richtige altmodische Grenze erwartet, die es glücklicherweise nicht mehr gibt. So wie auch die restlichen Bilder, die das deutsche Fernsehen noch von Nordirland malt, ziemlich veraltet sind.


Das Radisson Roe Park Hotel in Limavady (15 Minuten von Derry entfernt) ist ein echter Glücksgriff und erfreut uns vier Tage mit absoluter Ruhe und bei der Abreise mit einem genialen Preis.

An der Küste von Antrim entdecken wir durch Zufall den Mussenden Temple. Eine Rotunde, die gerdaezu unheimlich dicht an den Klippen steht. Im 18. Jahrhundert ließ der protestantische Bischof Frederick Hervey sie für seine geliebte Cousine Mrs. Mussenden bauen (ein Schelm, wer böses dabei denkt...). Im Keller wurde in der Zeit, als die Ausübung des katholischen Glaubens verboten war, die Messe gelesen und eine Bibliothek eingerichtet.

In direkter Blickrichtung des Mussenden Tempel steht die Ruine des Downhill Palace, in der heute nur noch Schafe wohnen.

Auch dieses Gebäude wurde von dem protestantischen Bischof mit dem unerschütterlichen Glauben in den Katholizismus erbaut. Das protzige Haus sollte den rechten Rahmen bilden, um seinen Sohn mit der Tochter des preußischen Königs zu verbinden. Aber die Hochzeit fand nie statt. Das Haus brannte einmal ab, wurde wieder errichtet und schließlich ausgeschlachtet.


Kleine Whiskeyprobe gefällig?

Bushmills in der gleichnamigen Stadt ist die älteste lizenzierte Whiskeydestillerie der Welt und ausgesprochen stolz darauf. Gelernt habe ich zumindest, daß irischer Whiskey "Whiskey" und nicht "Whisky" geschrieben wird. Und ich habe mal wieder bestätigt gefunden, daß ich einen wirklich teuren Geschmack habe.


Der Giant's Causeway, 37000 vulkanische Basaltsäulen, die zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Da in dieser Ecke Irlands keine heftigen Eruptionen waren, sondern die Lava nur durch Schlote an die Oberfläche drang, bildeten sich beim Abkühlen diese polygonen Säulen.

Die Legende verspricht aber, daß ein irischer Riese diese "Pflastersteine" angehäuft hat, um eine Brücke nach Schottland zu bauen, da er sich mit einem schottischen Rivalen messen wollte.

Der nächste Tag gehört komplett Derry, oder wie die Briten lieber hätten: Londonderry. Im 17. Jahrhundert wurde Derry zu Ehren von London in Londonderry umbenannt. Erst 1984 beschloß der Stadtrat die Stadt wieder in Derry umzutaufen, was aber weder die englische Regierung noch die Loyalisten akzeptieren. So kann man heute an den Schildern erkennt, ob diese vom Land oder von der Stadt aufgestellt wurden.



Derry ist zu trauriger Berühmtheit durch den Bloody Sunday im Jahr 1972 gekommen. Die britsiche Armee schoß wahllos in eine Demonstrantenmenge, tötete dabei 14 Menschen, von denen die meisten 17 Jahre alt waren. Das Bild in der Mitte zeigt das offizielle Denkmal, welches in dem Stadtteil steht, in dem die Demonstranten erschossen wurde. Die Häuser in diesem Teil der Stadt sind entsprechend bemalt und eine der alten Mauern wurde als Andenken bewahrt (rechts).
In der Nähe des Bishop's Gates (die komplette Stadtmauer mit ihren Toren ist noch erhalten), einst die Trennung zwischen katholischen und protestantischen Vierteln, befindet sich dieser Wachturm, der jeden neugierigen und verblüfften Touristen aufzeichnet.

Im Blickfeld der Kameras befindet sich die letzte rein protestantische Enklave, und somit ein möglicher Austragungsort von Konflikten. Die Stadtviertel der Loyalisten kann man an den rot-blau-weiß markierten Bordsteinen erkennen, den Farben der britischen Flagge.

Die beste Lage am Ufer des Foyle wird besetzt von Sainsbury, McDonald und Burger King, eigentlich sollte man meinen, daß dort eine Promenade oder ähnliches hingehört (links).

Innerhalb der Stadtmauern befindet sich, ebenfalls in der Nähe des Bishop's Gates die St. Colomb's Cathedrale (rechts).

Liebe, einheimische "Fremdenführer" brachten uns zum Ringfort Grianan of Aileach. Das größte Bauwerk dieser Art in Irland, es hat einen Durchmesser von 23m, stammt aus dem 17. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und wurde im 19. Jahrhundert zwar nicht authentisch, aber eindrucksvoll auf über 5m erhöht.

Von dort hat man einen Blick über die komplette Halbinsel und bis nach Derry.


Der letzte Ausflug von Derry aus, hat in erster Linie den Sinn, unser ständig gewachsenes Gelüst nach Wollsachen zu stillen. So machen wir uns auf den Weg nach Südwesten und queren den Glenveagh National Park. Eine Naturschutzgebiet, mit Moor- Heide- und Waldland, sowie Wanderwege und Picknickplätze bis zum Abwinken.

In der Mitte der Lough Barra, rechts der Gartan Lough und links das St. Columcilles Oratory, die Ruine eines Klosters mit Brunnen, Kreuzen, der Kirchenruine und dem Friedhof.


Unsere Kaufwut bleibt natürlich auch nicht unbefriedigt, so daß wir als Ausbeute drei Pullover, einen Decke, einen Schal und eine Mütze nach Hause schleppen. Natürlich alles von Schäfchen, die ihre Wolle lebend spenden.

Am nächsten Tag geht es zurück Richtung Dun Laoghaire - zur Fähre.

Obwohl selbst die Ruinen von Dunclue Castle auf der Felsspitze noch uneinnehmbar wirken, wechselte dieses Castle mehr als einmal den Besitzer und wurde immer wieder aufgerüstet, um weiteren, schwereren Angriffen standzuhalten. Im 17. Jahrhundert brach ein Stück des Fels heraus und riß Teile des Castles und Menschen mit sich in die Tiefe. Seit dieser Zeit haben sich die Bewohner auf etwas sichereres Gelände begeben.


Belfast muß sich aus Zeitgründen leider mit einer zweistündigen Besichtigung zufrieden geben. Auf den Bildern sind die City Hall (unten links) und der Albert Memorial Clock Tower zu sehen (unten rechts).

Die City Hall wirkt trotz ihrer Größe wenig beeindruckend und wird überlagert von den Herren in Anzügen und den Damen in Kostümen, die hinein- und hinaushechten. Ein echtes Rathaus eben!


Der Uhrenturm erinnert ein bißchen an den Big Ben und ein bißchen an den schiefen Turm von Pisa, da er sich leicht zur Seite neigt.

Belfast wirkt auf den schnellen Touristen in keiner Weise wie eine arme Bürgerkriegsstadt, sondern eine lebendige sehr, junge Stadt und die weitläufigen Einkaufsstraßen und Markengeschäfte lassen auf Geld, und die Bereitschaft dieses auszugeben, schließen.

Wir scheuen keinen Umweg, um uns Castle Ward anzuschauen. Der steingewordene Beweis einer offensichtlich komplizierten Ehe.

Anne und Bernhard Ward hatten zwar unterschiedliche Geschmäcker, aber eine skurrile Vorstellung von Kompromissen. So ist die Vorderfront des Hauses klassizistische, wie es Bernhards Geschmack entsprach, die Hinterfront zum Garten neogotisch, wie es Annes Geschmack entsprach.


Auch im inneren den Castles sollen sich diese beiden Stile fortsetzten und die Eheleute lebten jeweils in ihrem eigenen Teil - zumindest bis zur Scheidung. Das Castle wird auf jeden Fall von einem traumhaften Park umgeben.

In Downpatrick kann man die St. Patrick's Cathedral bewundern und in ihrem Inneren nicht nur die schönen Fenster, sondern auch einen Postkarten-Andenken-Touristand (jaja, in der Kirche). Vor der Kirche auf dem Friedhof soll St. Patrick begraben sein.

Patrick wurde 16jährig entführt und in die Sklaverei verkauft. Während dieser Zeit soll er gebetet haben und die Vision erhalten haben, zu fliehen, nach Irland zurück zu kehren und dort das Christentum zu verbreiten.

Unsere letzte Unterkunft war in Ashbourne, in der Nähe von Dublin, das Ashbourne Court Hotel, welches uns ebenfalls bis in den frühen Morgen mit ohrenbetäubender Musik wach hielt...

Die verpaßte Fähre in Harwich hat dann dazu geführt, daß wir die Nachtüberfahrt genommen haben und im Nachhinein nicht mehr verstehen konnten, warum wir diese nicht direkt gebucht haben. Man wird an Bord gefüttert, die Kabinen sind eigene kleinen Welten und man kann bei dem Geschaukel wunderbar schlafen. So kamen wir dann morgens in Hook van Holland an, waren ausgeschlafen und guter Dinge.


Alle Fotos von VF

Und ansonsten:
Museum and Galleries of Northern Ireland
Irish-Net
Linksammlung zu Irland
Irland-Infos
© Silvana

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Oktober 2003